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Birnenanbau in der Steiermark

Birnenanlage kurz vor der Ernte ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Edle Frucht mit hohen Ansprüchen.

Die Birne (Pyrus communis) gehört zu der Familie der Rosengewächse. Birnbäume können bis zu 20 Meter hoch werden. Die landschaftsprägenden Birnbäume auf Streuobstwiesen werden meist für die Mostproduktion genutzt und haben durchwegs nur geringe klimatische Ansprüche.

Tafelbirnen gedeihen am besten im warmen Mais-Wein-Klima und bevorzugen tiefgründige, leicht saure nährstoffreiche Böden. Je edler eine Birnensorte ist, desto anspruchsvoller ist sie bezüglich Boden und Wärme. Die Steiermark bietet auch für den Tafelbirnenanbau beste Voraussetzungen. Nachteile hat die Birne durch die im Vergleich zum Apfel deutlich frühere Blüte, wodurch sich ein größeres Risiko gegenüber Spätfrösten ergibt, auch sind Birnen anfällig gegenüber der Bakterienerkrankung „Feuerbrand“. Birnensorten müssen, wie fast alle anderen Obstbäume auch, durch Veredlung vermehrt werden.
 
Bei der Veredelung wird ein Zweig (Edelreis) der zu vermehrenden Birnensorte mit einer sogenannten Unterlage zusammengefügt (aufgepropft). Die Unterlage ist ein kleines Bäumchen, das den Wurzelteil und den unteren Teil des Stammes bildet, aus dem Edelreis wird später die Baumkrone geformt. Vermehrt man Birnbäume über die Samen der Früchte, so ergibt jedes Pflänzchen eine neue Sorte.

Die Sorte bestimmt die Form, Farbe, Geschmack und viele weitere Eigenschaften der Frucht. Die Unterlage bestimmt das Wachstum der Bäume, auch sind bestimmte Unterlagen für ausgefallene Bodenverhältnisse unterschiedlich geeignet.

Im Erwerbsobstbau kommen kleinkronige Birnbäume zum Einsatz, weil diese leichter zu bewirtschaften sind. Sie können mit weniger Aufwand geschnitten, beerntet und mit Hagelnetzen vor Unwetter geschützt werden. Leider gibt es keine ausreichend schwach wachsenden Birnentypen, daher werden Tafelbirnen fast ausschließlich auf schwächer wachsende Quittenbäume veredelt.  Hochstämmige Birnbäume kennt man hauptsächlich von Streuobstwiesen, die meist auf Grünlandflächen genutzt werden.

Die Steiermark ist auch ein Birnenland.

Gut 50 Prozent der österreichischen Tafel-Birnenanbauflächen befinden sich in der Steiermark. Das ist einerseits auf die guten klimatischen Bedingungen und andererseits auf die lange Tradition des Obstbaus in der Region zurückzuführen. Birnenproduktion erfordert besonders viel Knowhow und ist daher etwas für echte Spezialisten.

Da Birnen im Vergleich zu Äpfel weniger lang lagerfähig sind, ist die Ganzjahresversorgung mit heimischen Birnen derzeit nicht möglich. Durch neue Sorten und verfeinerte Kühlmethoden können mittlerweile aber schon bis in den Frühsommer erstklassige heimische Birnen angeboten werden. Insgesamt werden in der Steiermark bereits 23 Prozent der Tafelbirnen unter kontrolliert biologischen Bedingungen angebaut, was einen europäischen Rekordwert darstellt.
 
Um die empfindlichen Blüten und jungen Früchte im Frühjahr vor Frostereignissen zu schützen, werden für Birnen nur besonders begünstigte Anbaulagen ausgewählt, teilweise werden die Birnengärten in Frostnächten auch mit Wasser beregnet und so die Blüten vor dem Erfrieren geschützt
Generell wird bei Birnen zwischen Sommersorten und Herbst- und Wintersorten unterschieden. Sommerbirnen werden früh reif und müssen rasch verzehrt oder verwertet werden. Später reifende Sorten hingegen sind bei rechtzeitiger Ernte und bei Lagerung im leichten Minusbereich je nach Sorte bis zu sieben Monate haltbar.

In den rund 350 Birnenplantagen der Steiermark ist die Sorte ‚Williams Christ‘ nach wie vor am beliebtesten. Daneben haben auch noch die Sorten ‚Boscs Flaschenbirne‘, ‚Gute Luise‘, ‚Packhams Triumph‘ und die ‚Novemberbirne‘ im Erwerbsobstbau eine Bedeutung.
'Packhams Triumph' Birne ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
'Packhams Triumph' Birne ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Reife Tafelbirnen für echten Genuss.

Tafelbirnen sind im optimal reifen Zustand saftig, zart schmelzend und bewirken bei vielen Menschen ein ganz besonders positives Geschmackserlebnis, das edle zarte Aroma bleibt mehr im Hintergrund. Da Birnen bei Raumtemperatur sehr rasch nachreifen, sollte man zu feste Früchte wenige Tage liegen lassen, ab dem Weichwerden aber rasch verzehren. 

Im Vergleich zu anderen Obstarten haben Birnen einen relativ geringen Säuregehalt und sind grundsätzlich gut verdaulich. Dadurch sind sie besonders magenfreundlich und auch für Babys und Kinder sowie ältere Menschen hervorragend geeignet. Durch ihren hohen Ballaststoffanteil, ihren Vitaminreichtum und der Vielzahl an Mineralstoffen sind sie auch definitiv eine gesunde Jause für Zwischendurch.

Von der zarten Tafelbirne bis zum edelherben Birnenmost

Der überwiegende Teil der heimischen Birnen wächst auf Streuobstbäumen und landet in der Verarbeitung. Sogenannte Mostbirnbäume sind in ganz Österreich weit verbreitet, die Früchte haben jedoch eine nur geringe Haltbarkeit und sind daher im Glas am besten aufgehoben.Die zahlreichen Sorten mit einer zarten und zum Teil auch sehr ausgeprägten Aromatik geben den bäuerlichen Obstverarbeitungsbetrieben einen großen Gestaltungsspielraum.

Tafelbirnensorten werden nur in den klimatisch sehr begünstigten Regionen angebaut und fast ausschließlich für den Frischmarkt kultiviert.

Verarbeitungsbirnen werden überwiegend zu Mosten und Edelbränden veredelt. Der hohe Zucker- und leichte Gerbstoffgehalt lässt sehr gehaltvolle, körpereiche Moste entstehen, die feine Aromatik ist ein Garant für Eleganz.
 
Ein kleines aber feines Verarbeitungssegment sind Säfte, Kompotte und Dörrbirnen (Kletzen). Tafelbirnen werden unter höchster Sorgfalt bereits ein bis zwei Wochen vor der Genussreife für den Frischmarkt geerntet. Nach der Lagerung bei Temperaturen etwas unter null Grad Celsius, erfolgt die Nachreife. Reife Birnen sind aufgrund der Druckempfindlichkeit nur noch sehr vorsichtig zu behandeln.

Die Sorte ‚Williams Christ‘ hat sich in der Steiermark sowohl als Tafelbirne als auch als hervorragende Verarbeitungsfrucht durchgesetzt. Herbst und Wintersorten wie die ‚Boscs Flaschenbirne‘, ‚Packhams Triumph‘ oder die ‚Novemberbirne‘ sind bei rechtzeitiger Ernte ideal für die Lagerung und können unter guten Lagerbedingungen bis zu sieben Monate frisch gehalten werden.
 
Edelbrand aus der 'Williams-Birne' ©Thünauer Georg, LK Steiermark

Reife Birnen aus der Region sind ein Hit

Regionale Birnen können direkt ab Hof, am Bauernmarkt, sowie über den Einzelhandel bezogen werden. Der Anteil der Direktvermarktung ist bei Birnen überdurchschnittlich hoch. Achten Sie im Supermarkt auf die Herkunftsbezeichnung, um auch dort der regionalen Qualität den Vorzug zu geben. Nur reife Birnen bringen den vollen Fruchtgenuss, sind in diesem Zustand aber sehr druckempfindlich und müssen daher auch sehr schonend behandelt werden.

Gerne dürfen Birnen beim Kauf noch etwas fester sein, da sie bei Raumtemperatur ohnehin sehr rasch nachreifen. Sollten die Früchte noch etwas länger haltbar bleiben lohnt sich die Aufbewahrung im Kühlschrank, für den vollen Fruchtgenuss die Birnen aber wieder rechtzeitig herausnehmen.

Birnen eignen sich auch bestens für die Trocknung oder Weiterverarbeitung, dazu sollte man die Früchte aber nicht zu weich werden lassen.

Zahlen & Fakten

  • In der Steiermark gibt es insegsamt 421 Betriebe die Birnen auf ca. 320 ha anbauen (in ganz Österreich zum Vergleich 990 Betriebe auf ca. 620 ha) Quelle: Statistik Austria, Erhebung der Erwerbsobstanlagen 2017
  • Mit 20 Prozent Bio-Anteil in der Birnenproduktion, vergleichsweise der höchste Anteil der höchste in der EU
  • Man unterscheidet zwischen Tafelbirnen und Mostbirnen
  • Beliebteste Sorte in der Steiermark ist ‚Williams Christ‘
  • Pöllauer Hirschbirne, eine besondere Mostbirne, hat Qualitätssiegel „Geschützter Ursprung“
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