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Pflegemaßnahmen bei Kernobst

Aufpfropfen eines Edelreisers auf die Unterlage bei einer Umveredelung ©Brugner Anna, LK Steiermark

Veredelung und Jungpflanzenpflege

Apfel- und Birnenbäume werden durch Veredlung vermehrt, da Sämlinge nie die gleichen Eigenschaften wie ihre Eltern haben und so die hohen Ansprüche, welche im Obstbau herrschen, nicht erfüllt werden könnten. Beim Veredeln wird ein Zweig der Edelsorte auf eine sogenannte Unterlage händisch aufgepfropft.

Die Veredlung wird meist in darauf spezialisierten Betrieben (Baumschulen) durchgeführt. Die steirischen Obstbäuerinnen und Obstbauern kaufen die fertigen Jungbäume, bei denen die Unterlage und Edelsorte bereits gut zusammengewachsen sind.

Nach der Pflanzung brauche diese Jungbäume besondere Pflege für die gute Weiterentwicklung. Sie sind aufgrund des noch sehr kleinen Wurzelsystems anfällig gegenüber Trockenheit und Nährstoffunterversorgung. Bewässerung, mehrere kleine Düngergaben und Beseitigung der Unkrautkonkurrenz sind in den ersten Jahren besonders wichtig. Betreffend Schädlinge geht eine große Gefahr von der Wühlmaus aus, die die Wurzelpartien der Jungbäume frisst.
 

Pflanzung & Erziehung

Vor der Pflanzung werden die steirischen Obstgärten gut vorbereitet und eine konsequente Bodenlockerung durchgeführt. Bei der Pflanzung wird darauf geachtet, dass die Veredlungsstelle über der Bodenoberfläche bleibt. Die Bäume werden sofort eingegossen und an einem Stützgerüst befestigt. Auch eine Umzäunung zur Vermeidung von Wildschäden wird sofort errichtet.

Die steirischen Tafelapfel- und Tafelbirnenbetriebe verwenden ausschließlich kleinwüchsige Baumformen. Diese kommen früh in Ertrag und liefern beste Fruchtqualitäten, benötigen aber ein Stützgerüst. Außerdem erleichtern sie viele Arbeiten, wie Schnitt, Ernte und Pflanzenschutzausbringung, für die Obstbäuerinnen und Obstbauern.

Unmittelbar nach der Pflanzung wird auch ein so genannter Erziehungsschnitt durchgeführt. Dabei geht es darum, die gewünschte Kronenform zu erreichen. In der Steiermark werden Apfel- und Birnbäume zur Tafelobsterzeugung überwiegend in Spindelform, einer Kegelform, neuerdings zum Teil auch als sogenannte Fruchtwand (Spaliererziehung mit geringer Kronentiefe) erzogen.

 
Frisch gepflanzte Apfelanlage ©Muster Herbert, LK Steiermark
Winterschnitt ©Muster Herbert, LK Steiermark

Schnitt von Ertragsbäumen

Der Hauptschnitt bei Apfel- und Birnenbäumen erfolgt im Winter oder zeitig im Frühjahr, bevor die Bäume austreiben. Der sogenannte Winterschnitt dient der Auslichtung (Entfernung zu dicht stehender Äste), dem Erhalt der Kronenform und der Entfernung schwach entwickelter Blütenknospen. Der Winterschnitt stärkt die Wuchskraft der Bäume und ermöglicht aufgrund der fehlenden Belaubung ein effizientes Arbeiten.

Ergänzend werden auch während der Vegetationszeit Schnittmaßnahmen, der sogenannte Sommerschnitt, durchgeführt. Diese dienen vor allem der Qualitätsförderung.

Durch einen Sommerschnitt ca. drei Wochen vor der Ernte gelangt mehr Sonnenlicht auf die Früchte, was diese schöner ausfärben lässt und für einen besseren Geschmack sorgt. Ein Sommerschnitt unmittelbar nach der Ernte, bei dem hauptschlich kräftige Äste im Wipfelbereich entfernt werden, führt zu einer besseren Belichtung im Inneren der Baumkrone. Die Knospen werden dadurch gestärkt und haben im Folgejahr kräftigere Blüten, die frosthärter sind und beste Früchte bringen. Ein Sommerschnitt reduziert außerdem die Wuchskraft starkwachsender Bäume.
 

Düngung

Für bedarfsgerechte Düngung veranlassen die steirischen Obstbäuerinnen und Obstbauern regelmäßige Bodenanalysen und sie können einschätzen wie viel Nährstoffe ihre Erwerbsanlagen in etwa pro Jahr verbrauchen. Die fünf wichtigsten Nährstoffe für Obstbäume sind Stickstoff, Kalium, Phosphor, Magnesium und Kalzium. Kann der Boden diese Elemente nicht ausreichend nachliefern, werden sie entweder in Form von Mineraldüngern oder organischen Düngern ergänzt.

Der Bedarf an Nährstoffen ergibt sich im Wesentlichen durch drei Faktoren: das sind der Ertrag, die gute Durchwurzelung und die Menge an gespeicherten Nährstoffen im Boden, welche auch verfügbar sein müssen.

Bei zu geringer Nährstoffversorgung erschöpfen sich die Pflanzen und können wenig leisten. Die Folgen wären geringe und unregelmäßige Ernten sowie mindere Fruchtqualitäten.
 
Die steirischen Obstbäuerinnen und Obstbauern versorgen die Obstbäume sehr präzise und vermeiden sehr konsequent eine Überversorgung oder eine Düngung der Nährstoffe im falschen Verhältnis. Beides würde sich ebenfalls negativ auf die Fruchtqualitäten auswirken. Organische Dünger werden meist im Herbst oder zeitigem Frühjahr gedüngt. Mineraldünger kann gezielter, abhängig von der Bedarfssituation und auch in Form von Blattdüngung, angewendet werden.
Bodendüngung ©Muster Herbert, LK Steiermark
Fadengerät zur Blütenausdünnung ©Brugner Anna, LK Steiermark

Blüten- & Fruchtausdünnung

Unter Blüten- und Fruchtausdünnung versteht man das Entfernen von überzähligen Blüten oder jungen Früchte, um die verbleibenden Früchte maximal im Geschmack und Qualität zu fördern.

Diese wichtige Qualitätsmaßnahme wird von den steirischen Obstbäuerinnen und Obstbauern sehr konsequent und mit sehr viel Aufwand durchgeführt. Die frühzeitige Reduktion von Blüten und noch sehr kleinen Früchte erfolgt durch die gezielte Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel, Blattdünger oder mechanisch mit Fadenrotoren. Bei guter Blüte bleiben im Anschluss aber immer noch deutlich mehr Früchte an den Bäumen als benötigt. Diese werden später in mehreren Arbeitsdurchgängen händisch entfernt.

Die Ausdünnmaßnahmen sind auch wichtig um der Alternanz entgegenzuwirken. Unter Alternanz versteht man den zweijährigen Ertragsrhythmus von Apfel- und Birnbäumen, wo auf ein Jahr mit hohem Ertrag ein ertragsloses Jahr folgt. Durch die Ausdünnung werden die Erträge gleichmäßiger und die Fruchtqualitäten deutlich besser.
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