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Frostschutz im Obstbau

Blühende Obstanlage ©Brugner Anna, LK Steiermark

Lagenwahl ist die effektivste Maßnahme

Der frühe Vegetationsbeginn der letzten Jahre ist speziell für tiefe Lagen und Staulagen problematisch. Kann die kalte Luft in einer Frostnacht nicht abfließen, entstehen Kaltluftseen. Besonders gefährlich sind tief liegende Südhänge, die sich tagsüber stark erwärmen und damit die Vegetationsentwicklung beschleunigen und nachts der angestauten Kaltluft ausgesetzt sind. 
 

Abdecken

Da der Boden sehr viel Wärme abstrahlt, ist es naheliegend, dass man versucht, diese Wärme im Bestand zu halten. Es gelingt recht gut, wenn die Abdeckung flächig und bodennah (wie bei Erdbeeren) angebracht wird, und das Abdeckmaterial eine geringe Leitfähigkeit hat, wie beispielsweise Vlies. In Raumkulturen (alle übrigen Obstkulturen, außer Erdbeeren) werden an die Abdeckung hohe Anforderungen bezüglich Windstabilität gestellt, was die Kosten enorm erhöht.

Bestehende Systeme wie Hagelnetze und Regenschutzdächer haben relativ geringe Isolierfähigkeit, vor allem aber ist ihre Stabilität bei Wintereinbrüchen wie 2016 nicht immer ausreichend.
 
Vliesabdeckung bei Erdbeere ©Wiesenhofer Manfred, LK Steiermark
Windmaschine zur Luftdurchwirbelung ©Brugner Anna, LK Steiermark

Luftdurchwirbelung

Die meisten Frostnächte entstehen durch Inversionwetterlagen. Die Luft ist stabil geschichtet, kalte Luft sinkt ab und bleibt in Bodennähe liegen. Höhere Luftschichten sind deutlich wärmer, werden aber auf Grund der Windstille nicht mit der tiefer liegenden Kaltluft gemischt. Gelingt es, diese Luftschichtung zu durchmischen, kann die Bodentemperatur um einige Grad Celsius erhöht werden. Für eine solche Durchmischung werden Windräder in verschiedenen Größenordnungen angeboten.
          
Die Wirkung ist stark vom Gelände abhängig, je nach Lage und Struktur der Anlagen ist der Einsatz aber recht kostengünstig. In anderen Ländern werden auch andere Möglichkeiten genutzt, grundsätzlich sind alle Maßnahmen zur Durchmischung der Luftschichtung von Interesse. Bei Windfrostsituationen sind diese Maßnahmen allerdings wirkungslos, oder oft auch nachteilig, sie funktioniert nur bei Strahlungsfrost mit stabiler Schichtung.
 

Frostschutzberegnung

Die effektivste und kostengünstigste Frostschutzmethode ist nach wie vor die Frostberegnung. Hier wird die Wärme, die beim Gefrieren des Wassers frei wird, an die Blüte oder Frucht abgegeben, während sich der Eispanzer bildet. Frostberegnung ist recht zuverlässig und kann bis zu minus 8 °C vor Frost schützen. Nachteilig ist nur der hohe Wasserbedarf. Die Wasserbeschaffung und Bereitstellung sind hier meist die größte Herausforderung. Teichbauten sind aufwändig, sobald der Einsatz von Folie zum Abdichten notwendig ist. Die verwendeten Überkronenregner sollten betriebssicher und mit vernünftigem Aufwand zu warten sein.
   
Ideal ist, wenn Drainagen aus den beregneten Anlagen genutzt werden können, um das Beregnungswasser zu „recyceln“. Lassen Gelände und Betriebsstruktur zumindest teilweise eine derartige Rückgewinnung zu, ist eine klassische Frostberegnung das zielführendste Frostschutzsystem. Auch die Wassertemperatur ist von Bedeutung: Je wärmer Beregnungswasser ist, desto mehr Energie wird auch mit der Abkühlung auf 0 °C frei.
 
Neue wassersparende Bewässerungssysteme sind seit einigen Jahren auf dem Markt. Der Vorteil von weniger Wasser liegt nicht nur in der Verfügbarkeit, sondern auch in der Kulturführung. Bei Steinobstkulturen beispielsweise sind die hohen Wassermengen je nach Bodenart und Wassersättigung nachteilig. Besonders die Baumgesundheit ist hier eine kritische Frage. Hierzu müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden.

Für den Frostschutz gilt besonders: Jeder Betrieb hat andere Voraussetzungen, und so ist jede Frostschutzstrategie individuell auf den Betrieb abzustimmen. Die Wasserverfügbarkeit ist jedenfalls die zentrale Frage für die Entscheidung.
 
Frostschutzberegnete Apfelanlage ©Brugner Anna, LK Steiermark

Frostbeheizung

Die Idee der Wärmezufuhr in die Anlage ist alt, und wird auch in anderen Regionen (z.B. USA) teilweise erfolgreich umgesetzt. Die Anforderungen an das Heizmaterial sind nicht hoch, es sollte möglichst rauchfrei, gut handhabbar sein und einen hohen Brennwert haben.
Frostkerzen ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Frostkerzen

Im Handel erhältlich sind hier Frostschutz-Kerzen verschiedener Hersteller. Die Brennmaterialien sind unterschiedlich in ihrer Herkunft, bestehen aus Paraffin oder sind biogenen Ursprunges und die haben eine unterschiedliche Brenndauer. Diese unterscheidet sich je nach Größe der Gebinde und Art des Brennmaterials. Die Rußentwicklung ist beim biogenen Ausgangsmaterial deutlich geringer. Die Paraffinkerzen sind dafür etwas kostengünstiger, wobei die Kosten insgesamt sehr hoch sind. 
          
Das Heizen mit Frostkerzen ist für Kulturen mit hohen Flächenumsätzen und ohne Frostberegnungsmöglichkeit derzeit die zuverlässigste Möglichkeit. Hofeigene biogene Materialien wie Hackschnitzel haben grundsätzlich einen ähnlichen Effekt, ihr Brennwert ist aber geringer. Ihre Handhabung ist aufwändig, und die die Rauchentwicklung nicht unerheblich, besonders, wenn sie feucht sind.
 

Gasbrenner

Am Markt angeboten werden auch Gas-Heizgeräte, sie sind stationär oder mobil verfügbar. Die mobilen Geräte werden in einem Raster traktorgezogen durch die Anlage bewegt, sodass jeder Baum in regelmäßigen Abständen beheizt wird. Der Arbeitsaufwand ist dabei recht hoch, die Wirkungsgrade in den Versuchen sehr unterschiedlich, meist jedoch unbefriedigend.
          
Die Kosten sind allerdings geringer als bei den Frostkerzen.  Stationäre Geräte verursachen weniger Arbeitsaufwand, ihre Reichweite hängt von ihrer Position in der Anlage und den Temperaturen ab.
 
Gasmaschine zur Frostbekämpfung ©Brugner Anna, LK Steiermark
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