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Quittenanbau in der Steiermark

Birnenquitte ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Wunderschöne Blüten und duftende Früchte

Die Quitte (Cydonia oblonga) wächst als Strauch oder kleiner Baum und gehört zu den Rosengewächsen. Diese Obstart wird in der Steiermark nicht großflächig kultiviert, obwohl sie im Wein-Mais-Klima bestens gedeiht. Nicht zu trockene, kalkarme Böden und frostgeschützte, warme Lagen bieten ideale Anbau-Voraussetzungen. Quitten blühen erst 2-3 Wochen später als Apfelbäume, haben große, zart rosafarbenen Blüten, deren Schönheit Beachtung Trotz später Blüte sind Quitten Spätfrost gefährdet, da bereits die Blütenanlagen frostempfindlich sind. Während der Winterruhe können Quitten kaum mehr als minus 20°C ohne Schäden überstehen.

Die Früchte haben eine leuchtend gelbe, stark behaarte Schale. Werden die Früchte poliert, ist die Schale glatt und glänzend. Entsprechend der Fruchtform erfolgt eine grundsätzliche Unterteilung in die rundlichen Apfelquitten und die birnenförmigen Birnenquitten.
 
Das Fruchtfleisch ist sehr fest, gelblich bis leicht bräunlich. Die meisten Sorten reifen erst spät im Herbst, haben einen süß-säuerlichen Geschmack mit hohem Gerbstoffgehalt und verströmen mit zunehmender Reife einen intensiven Duft. Aufgrund der Festigkeit und dem herben Geschmack sind die Quitten-Früchte für den Frischkonsum ungeeignet, verleihen aber Verarbeitungsprodukten ein unglaublich intensives und einzigartiges Aroma.

Die Ernte der Quitten-Früchte erfolgt erst im Spätherbst, sollte aber noch vor den ersten Frösten erfolgen. Um in Veredelungsprodukten die volle Aromaausbeute zu erreichen werden die Früchte nach der Pflücke 2-3 Wochen nachgereift, dabei füllen sich die Räume mit dem intensiven, süßlichen Quittenaroma. Besonders eignen sich Quitten für die Erzeugung von Edelbränden und Fruchtgelee.
 

Eine echte Nischenspezialität

Da Quitten nicht roh gegessen werden und kaum lagerfähig sind, gibt es einen nur kleinen Absatzmarkt im Verarbeitungssegment. Daher hat sich der Quittenanbau im steirischen Erwerbsobstbau auch nie großflächig durchgesetzt. Leider ist mit der Einschleppung der Bakterienkrankheit „Feuerbrand“ für die Anbauer eine weitere Herausforderung dazu gekommen.

Für begeisterte Abnehmer hat sich in der Steiermark auf klimatisch besonders begünstigten Lagen dennoch eine kleine professionelle Produktion entwickelt. Heute werden hauptsächlich Sorten verwendet, die eine ausreichende Frosthärte haben und weniger sensibel auf Feuerbrandbefall reagieren. Neben der Edelbranderzeugung finden Quitten auch für Frucht-Mischsäfte Verwendung.
Quittenbrand ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
Frische Quitten ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Die Quitte wird seit Jahrtausenden als Hausmittel eingesetzt

Quitten sind reich an Vitamin C und Mineralstoffen wie Eisen, Zink, Kalium und Calcium. Durch ihren hohen Anteil an Ballaststoffen und Gerbstoffen haben die Früchte verdauungsfördernden Effekt.
         
Ein aus Quittenkernen hergestellter Schleim soll bei Einnahme gegen Husten und Halsschmerzen helfen, auf die Haut aufgetragen eine entzündungshemmende Wirkung haben. Quitten werden schon in der Antike aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirkungen geschätzt. In der modernen Medizin werden Auszüge hergestellt und in der Kosmetik werden Inhaltsstoffe der Quitte für Hautcremen verwendet.
 

Quittenmarmelade geliert ganz natürlich

Quitten haben einen sehr hohen natürlichen Pektingehalt, wodurch Quittenmus oder Quittensaft bei längerem Einkochen von selbst geliert und fest wird. Mit etwas Süßungsmittel wie Zucker oder Honig wird daraus ein fruchtiger Aufstrich bzw. Gelee. Quitten werden aufgrund der kurzen Haltbarkeit im Handel kaum angeboten. Frische Früchte für die eigene Verarbeitung bekommt man am ehesten am Bauernmarkt oder direkt ab Hof. Der Verkauf beschränkt sich meist auf wenige Wochen im Oktober.

Verarbeitete Produkte wie Marmeladen, Säfte und Edelbrände sind auf Bauernmärkten, in Hofläden, Onlineshops von Landwirtinnen und Landwirten sowie in den Regionalregalen des Einzelhandels zu finden.
         
Wenn die reifen Quitten verarbeitet werden, sollte der Flaum vorher mit einem Geschirrtuch abgerieben werden, in dieser Behaarung sind viele Bitterstoffe enthalten. Auch sollten die Früchte vor der Verarbeitung zu Marmeladen, Mus und Co. geschält und entkernt werden. Achtung beim Hantieren mit den Früchten – sie sind sehr hart und schwer zu schneiden.
 
Frische Quitten am Bauernmarkt ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
'Riesenquitte von Leskovacz' ©Waltl Karl, LK Steiermark

Quittensorten

Weltweit gibt es rund 200 Sorten wobei grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Quittenfruchtformen unterschieden wird. Die apfelförmigen Quitten haben typischerweise ein hartes, trockenes Fruchtfleisch und ein besonders ausgeprägtes Quittenaroma. Die zweite Gruppe der birnenförmigen Quitten haben im Vergleich zu Apfelquitten in der Tendenz weniger Steinzellen (kleine harte Zellkomplexe im Fruchtfleisch) und sind in der Tendenz etwas frosthärter.

Als etwas spätfrosttoleranter werden derzeit die Sorten 'Riesenquitte von Leskovacz', und 'Vranja' eingestuft. Leider sind derzeit noch keine resistenten Sorten gegen Feuerbrand verfügbar, als wenig anfällig gilt die Sorte 'Cydora robusta®'.
 

Zahlen & Fakten

  • Es gibt weltweit rund 200 Sorten
  • Wird seit der Antike als Heilmittel eingesetzt
  • Quittenmarmelade gilt als die Urmutter der Marmelade aufgrund ihres hohen Pektingehaltes.
  • Man unterscheidet Apfelbirnen und Birnenquitten
  • Quitten gelten in der Steiermark als Nischenprodukt
  • Die Quittenbäume sind sehr gefährdet durch Feuerbrandbakterien
  • Werden nicht nur für den Verzehr sondern auch für Kosmetik verwendet
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